Katharina Konradi. Catriona Morison. Ammiel Bushakevitz
Die Stimmlagen Sopran und Alt sind von schillernder Mehrdeutigkeit. Sakralmusik wurde lange Zeit für Knabenstimmen oder Kastraten konzipiert und auch auf der barocken Opernbühne besetzten Männerstimmen alle Stimmfächer, Ausnahmen bestätigten die Regel. Zur geschlechtlichen Zuordnung der Stimmlagen in Frauen und Männerstimmen kam es erst später, auch wenn zugleich für die weiblichen Sängerinnen Hosenrollen erfunden wurden, um das Genderfluide sozusagen durch die Hintertür wieder hereinzulassen.
Der geschlechtlichen Zuordnung folgten charakterisierende Klischees: Etwa das des engelsgleichen, beseelten Soprans, und das der Altstimme des „gefallenen Fleisches“ und des Leichtsinns. Diese Zuschreibungen waren also lange wirksam und prägen auch das aus Duetten und Sololiedern komponierte Programm von Katharina Konradi, Catriona Morison und ihrem Begleiter Ammiel Bushakevitz, das deutsche und französische Liedkultur in einen aufschlussreichen Dialog bringt. Der Festivalschwerpunkt-Komponist Brahms ist dabei mit einem Block von Sololiedern und drei Duetten vertreten, von denen besonders „Die Schwestern“ die spannungsreiche Konkurrenzsituation der beiden Stimmcharaktere auf den Punkt bringt. Raritäten des Programms sind Lieder von Josephine Lang, von der Felix Mendelssohn sagte: „Die hat nun die Gabe, Lieder zu komponieren, und zu singen, wie ich nie etwas gehört habe, es ist die vollkommenste musikalische Freude“. Selten zu hören sind auch Duette von Mel Bonis (Pseudonym von Mélanie Hélène Bonis), Charles Gounod und Gabriel Fauré.
Konzert mit Pause