Erika Baikoff. James Baillieu
Steter Geschmackswandel in der Musikrezeption lässt sich an Programmabfolgen studieren: Konzerte des 19. Jahrhunderts wirken aus heutiger Sicht monströs mit ihrem wilden Mix aus Chören, Opernauszügen, einzelnen Sinfonie-Sätzen und Klavierliedern. Beim Genre Liederabend waren im 20. Jahrhundert vor allem zwei Modelle beliebt: Der bunte Strauß oder eine chronologische Abfolge kleiner Lied-Blöcke.
Die russisch-amerikanische Sopranistin Erika Baikoff vertraut nun mit ihrem Begleiter James Baillieu auf beide erprobte Rezepte. Insgeheim folgt der Abend aber doch einem roten Faden. Denn mit Haydns „Mermaid’s Song“ und drei Mozart-Liedern beginnt das Programm mit Meistern der Wiener Klassik und bleibt im nun romantisch gestimmten Wien mit Brahms-Liedern, die auch hier im Zentrum des Programms stehen – darunter das wunderbar verinnerlichte „Es träumte mir.“ Mit Antonín Dvořák wendet sich die Liedfolge dann nach Böhmen und mit Edvard Grieg ins ferne Norwegen, um mit dem frühen, spätromantischen Arnold Schönberg nach Wien zurückzukehren. Eine Reise, die knapp 200 Jahre abendländische Musikgeschichte Revue passieren lässt.
Erika Baikoff ist sowohl auf der Opern- als auch auf der Konzertbühne aktiv und widmet sich ebenso intensiv der Kammermusik, so war sie etwa erste Preisträgerin des Helmut Deutsch Liedwettbewerbs 2019. Ihr Partner James Baillieu ist ausgewiesener Kammermusik- und Liedbegleitungs-Experte. Er arbeitet mit bedeutenden Sängerinnen und Sängern und beweist auch als Programmgestalter für Festivals künstlerischen Durchblick.
Konzert ohne Pause